1909

Ein schwieriges Weinjahr war 1909 überall in Frankreich. Die Wetterbedingungen ließen einfach keine wirklich guten Weine zu. In Bordeaux wurde die Ernte wenigstens noch halbwegs durch einen sehr warmen, sonnigen September gerettet. So entstanden leichte, fruchtige Weine, die keine allzu große Lebenserwartung hatten.

Doch selbst in so schwachen Weinjahren kann man immer noch positive Überraschungen erleben. 1999 hatte ich auf einer Karrenbauer-Auktion 2 Flaschen namenlosen 1909er Bordeaux gekauft. Die 'ls'-Flasche war hin, die 'hs'-Flasche war malzig-süß, aber auch mit etwas Liebstöckel und Kräutertönen, ein toller Stoff, dem man das Alter und den Jahrgang nicht anmerkte. 1994 überzeugte auf einer Berliner Probe ein Lanessan, ein erstaunlich kraftvoller Wein, dem man Alter und Jahrgang nicht anmerkte, sicher auf 92+/100 Niveau. Sehr deutlich zeigte sich 2007 bei einer Verkostung auf Chateau Latour, was Latour gerade in kleineren Jahren schafft und wie gut Latour altert. Die erst etwas verhaltene Nase des Latour öffnete sich zunehmend und zeigte einen schönen Trüffelton, aber auch etwas nasse Pappe, reife Farbe mit deutlichem Alter, am Gaumen bei aller Fragilität erstaunlich generös, süß und füllig, trotz deutlicher Säure sehr balanciert wirkend mit schöner Länge am Gaumen. Ein fast 100 Jahre alter Wein aus einem kleinen Jahr, der sich so wunderschön trank, da sind die 92/100 für den reinen Genuss sicher angebracht, dem Erlebnis werden sie nicht gerecht. Margaux hatte 2007 eine helle, reife Farbe und eine sehr interessante, von Biskuit und Backwaren geprägte, rauchige Nase. Am Gaumen war er leider sehr fragil und bitter mit massiver Säure und eigentlich nicht mehr trinkbar.

Weitgehende Fehlanzeige auch in den anderen französischen Anbaugebieten. Lediglich in Sauternes entstanden recht interessante und langlebige Weine. Davon müsste auch jetzt der ein oder andere noch trinkbar sein.

In der Champagne entstanden ein paar wenige Jahrgangschampagner, die aber wohl auch nur noch von historischem Interesse sind.

Harte Kost war 2009 ein namenloser roter Dürkheimer. Sehr reife Farbe, Schuhcreme, frisch gewienerte Stiefel, auch etwas Altöl, ging dann immer mehr Richtung Heizöl und nach einer halben Stunde roch und schmeckte er so, als hätten wir da Heizöl im Glas.