1921

1921 erlebte Mitteleuropa einen sehr heißen Sommer und eine frühe Ernte, Bedingungen also, wie wir sie in Zukunft wohl häufiger erleben werden. Die 21er Vorläufer von 2003?

In Bordeaux wurden eine Legende erzeugt - Cheval Blanc - etliche schöne Weine, aber auch viel Mist. Die Winzer hatten damals noch nicht die heutigen technischen Möglichkeiten, insbesondere der Temperaturkontrolle bei der Gärung. Viele wurden mit den zuckerreichen Mosten einfach nicht richtig fertig.

Ein Lafitte St. Estephe, obwohl mit gutem Füllstand, hatte 2014 weitgehend das Zeitliche gesegnet. Einfach zu alt, weitgehend oxidiert, die Nase noch besser als der Gaumen – WT76. Montrose zeigte sich 2001 endlich mal als ein richtig großer, reifer Wein mit Finesse und schöner Süße. Auch 2007 zwar mit einer leicht stahligen, blechernen Nase, dafür aber am Gaumen trotz aller Struktur ganz und gar Montrose-untypisch zugänglich mit feiner Süße und Finesse – 93/100.

Nur einmal getrunken Latour, 1993 auf Rodenstocks Arlbergprobe aus der Jeroboam, noch mit viel Kraft, entwickelte sich im Glas und müsste auch in der 1tel noch gut sein. Leider zuletzt 2011 aus einer zweifelhaften Flasche trübe Farbe, hohe Säure, Klebstoff, Essig – hin.

Ducru Beaucaillou floss 2009 aus der Magnum mit sehr reifer, bräunlicher Farbe ins Glas und wirkte dabei verdammt morbide. Doch das gab sich mit etwas Luft. Der Ducru gab noch mal richtig Gas, wurde immer seidiger, eleganter, generöser und süßer, entwickelte noch eine schöne, an ältere Chateauneufs und Burgunder erinnernde, erdbeerige Frucht, ein faszinierendes Altweinerlebnis mit viel Charme – 92/100. Gruaud Larose war lange stark von massiven Tanninen dominiert, zuletzt 2001 eine eckige, ungeneröse Flasche, davor aber auch schon in deutlich schöneren Magnums getrunken. Zuletzt 2009 zwar viel Säure, aber auch eine schöne, malzige Süße. Das Depot, das ich mir natürlich nicht entgehen ließ, zeigte noch mal eindrücklich die einstige Klasse diesen Weines - 84/100. Léoville las Cases hatte 2005 noch eine kräftige Farbe mit deutlichem Braunrand, pilzige Nase mit reifen Wiesen-Champignons, aber auch die typischen Kaffee- und Mokkaaromen großer, älterer Weine, baut im Glas nicht ab und ist trotz gewisser Säure schön am Gaumen - 92/100. 2011 in der feinen Nase immer noch Fruchtreste, am Gaumen wunderbare Struktur, gestützt durch gute Säure – 92/100. 2012 in einer Vandermeulen-Abfüllung dichte Farbe mit deutlichen Brauntönen, am Gaumen war er etwas gezehrt, aber auch noch mit etwas malziger Süße, dazu leicht jodig und medizinal – 88/100.

Ein Geheimtipp Cantemerle, sicher der beste, jemals auf diesem Gut erzeugte Wein. Zwischen 1996 und 2001 mehrmals getrunken, sehr helle, reife Farbe, malzig, süß, perfekt gereifter, großer Bordeaux mit toller Länge. Zuletzt 2011 erstaunlich fruchtig auch die Nase aus einer perfekten Flasche, sehr elegant, süß, spielerisch, Margaux pur, deutlich frischer – 92/100. Lanessan war 2001 ein sehr schöner Wein, der durch die kräftige Säure und die gute Struktur viel jünger wirkte – 93/100. Zuletzt 2011 fleischig und elegant zugleich mit dichter, noch recht junger Farbe, Schokolade, Ledersattel, aber auch verschwitzte Socken, dazu jede Menge Fülle, Kraft und Länge – 94/100.

Ferrière hatte 2006 eine noch sehr dichte, intakte Farbe, in der Nase erst etwas medizinal, Hustensaft, dann kam immer mehr Frucht, malzige Süße wie bei einem großen Rioja, am Gaumen samtig und weich – 94/100. Margaux zeigte 1995 auf einer Drawert-Probe zwar eine gesunde, dichte Farbe, eine wunderschöne Süße in Nase und Gaumen, jedoch deutete die mit der Zeit überhandnehmende Säure ein rasches Ende an. Sehr fein und auch feinduftig 2012 die deutlich jünger wirkende, hoch elegante Vandermeulen-Abfüllung, ein klassischer, typischer, wunderbarer Margaux, Finesse pur, tänzelte förmlich auf der Zunge und war nur etwas kurz im Abgang – 95/100. Und im Herbst 2012 noch mal, sehr dicht, die tiefe Farbe, so fein und elegant, dabei enorm druckvoll am Gaumen, für einen gut 90jährigen Wein einfach phänomenal – 98/100. Wie unterschiedlich alte Flaschen sein können, zeigte Palmer. Zweimal - 1992 und 1995 auf Drawert-Proben als eher schon zu alt empfunden - zeigte sich 2001 eine Flasche von Jürgen Drawert, wohlmöglich aus demselben Lot, als Riesenteil mit irrer Länge, feiner Süße und ohne jede Müdigkeit – 95/100. Zuletzt 2009 auf René Gabriels wieder ein überzeugendes Altweinerlebnis mit himbeeriger, burgundischer Frucht – 93/100.

Altwein auf recht hohem Niveau und durchaus noch mit Genuss zu trinken war Haut Brion 2006 auf der großen Haut Brion Probe, sehr reife Farbe, reif auch in der eher Richtung Herbstlaub gehenden Nase. Am Gaumen aber ein sehr spannender, aromatischer Wein mit feiner Süße, der sich positiv im Glas entwickelte. Überhaupt nicht müde und mit beachtlicher Länge – 86/100. Smith Haut Lafite aus einer mid shoulder Magnum hatte 2011 eine trübe, leicht bräunliche Farbe, die Nase staubig, leicht überreif, mostige, nachgärende Süße und deutlich oxidative Noten. Dürfte sich schon vor einer Weile verabschiedet haben. Trinkbar war er trotzdem noch – 78/100.

Rustikal, kräftig und trotz deutlichen Brauntönen immer noch gut in Form mit viel Tabak 1995 der Ausone – 93/100. Der sehr elegant, feine Canon zeigte 2021 noch erstaunliche Kraft und gute Substanz. Und so verrückt das klingen mag, aus dieser Flasche hier bestand keine Eile ihn zu trinken, denn der Canon zeigte noch Potential für viele Jahre – WT96. Dreimal durfte ich den Cheval Blanc aus wunderbaren Magnums trinken, zuletzt im Mai 1999 auf Willi Krählings großer Cheval Blanc Probe. Ein ungemein dichter, kräftiger Wein mit toller Aromatik und schöner Süße – 100/100. Sehr hell die Farbe 2010 aus einer nicht optimalen Chateau-Abfüllung, die schon eher Richtung Low Shoulder tendierte. Doch richtige Müdigkeit ließ dieser legendäre Cheval Blanc noch nicht verspüren. Sehr fein, elegant, einfach betörend die Nase, das klassische Cheval Blanc Parfüm in einer etwas älteren, aber immer noch faszinierenden Variante, am sehr seidigen, ebenfalls hoch eleganten Gaumen passend dazu eine wunderbare, verschwenderische Süße – 96/100. Deutlich besser 2010 aus aus einer Vandermeulen-Flasche, die mit low shoulder auch nicht gerade randvoll war. Aber da ging richtig was ab, Kraft, Fülle, Exotik, das heiße Jahr deutlich spürbar, sehr komplex mit immer noch gewaltiger Länge am Gaumen, erinnerte mich sehr an den 50er des Gutes – 97/100. Clos Fourtet wirkte 2017 schon sehr reif mit oxidativen Noten, die Zwillingsflaschen sollen deutlich besser sein. Und das war sie 2021 auch. Sehr elegant, finessig, eher etwas zarter mit burgundischen Konturen und generösem Schmelz am Gaumen – WT95.

Nahe der Perfektion auch Petrus mit sensationellem Bouquet und intensiver Süße 1993 auf Walter Eigensatz Petrus-Probe – 97/100. Danach 93 und 95 noch zwei weitere Magnums, von denen mir mindestens eine „zu jung“ war.

Auch in Sauternes wurde eine Legende erzeugt - Yquem - und viele schöne Weine. Den Yquem habe ich nur einmal, 1995, wirklich groß erlebt mit dunkler, dabei sehr klarer Farbe, schöner Mokka/Kaffeenase, frisch(!), kräftiger und angenehmer Säure, auf hoffnungsvollem Weg ins nächste Jahrtausend. Mehrere weitere Flaschen auf großen Proben waren es einfach nicht. Mal hatte eine 1993 recorkte Flasche noch kräftige Säure, aber wenig Boytritis und Süße, dazu einen unangenehm säuerlicher Nachgeschmack. Dann waren andere Flaschen einfach zu alt oder schmeckten nach allem, nur nicht nach 21 Yquem. Da gibt es wie bei vielen Weinlegenden zwei Hauptprobleme. Zum einen werden diese Weine ob ihres hohen Preises häufig gefälscht. Wo 21 Yquem draufsteht, ist deshalb noch längst nicht 21 Yquem drin. Zum anderen gehören Yquem und Mouton zu den meistgereisten Weinen dieser Welt. Wenn Sie eine solche vielgereiste Flasche erwischen mit 12 Vorbesitzern, hundert mal stolz herumgezeigt und auf Kaminsimsen präsentiert, dann lassen Sie diese besser zu und erhalten sich die Illusion. Der Inhalt ist es nicht mehr.

Da ist das Geld dann, wenn es denn 21 sein muss, besser in kleineren Gewächsen angelegt. Coutet war 1993 auf einer Drawert-Probe gezehrt und streng – 81/100. Deutlich besser 2001 als Vandermeulen-Abfüllung, dunkle Farbe, kräftig am Gaumen, nicht unangenehme Bitterstoffe im Abgang – 92/100. Ein Doisy Daene in Vandermeulen Abfüllung, 1999 bei Sothebys für ein 20stel des Yquem-Preises ersteigert, zeigte 2001 eine unendliche Eleganz und Länge – 95/100. 2010 gülden die Farbe, karamellige, schokoladige, malzige Süße, aber auch mit kräuteriger Note, durch die gute Säure immer noch frisch wirkend, dabei sehr elegant, fast filigran - 95/100. 2011 meine bisher mit Abstand beste Flasche dieses Weines, gülden die Farbe, viel Süße, aber auch wunderbare Struktur, sehr fein, ätherische Noten, viel Kräuter, aber auch Eukalyptus, Minze und Kamillenblüten, Lebkuchengewürz, sehr elegant, fast filigran, ein Ausnahmewein, der immer noch frisch wirkt und im Stile ganz großer Sauternes noch etliche Jahrzehnte vor sich hat, so vielschichtig, baute enorm im Glas aus. Dreimal habe ich meine Noten nach oben korrigiert bis ich zur einzig denkbaren für diesen Ausnahmestoff kam – 100/100. Trat 2021 mit ätherischen Noten, Minze, Kräutern, wunderbarer, generöser Süße, Bitterorange und immer noch guter Säure in großartiger Harmonie und Balance als Sauternes vom Allerfeinsten auf – WT100. Eher etwas enttäuscht war ich 1993 von einem Lafaurie-Peraguey, sehr dunkle, fast schwarze Farbe, leichte Medizinalnase, eckig, plump – 87/100. Großartig 1996 ein de Ricaud aus der halben Flasche, zwar eher halbsüß, aber mit schöner Säure, viel Extrakt, kein Alter – 94/100. La Tour Blanche hatte 2009 aus der Magnum eine wunderbar schmelzige, generöse Nase. Süß, karamellig mit gebrannten Mandeln, Orangenschalen und etwas Crême Brulée. Nur am leicht gezehrten Gaumen spürte man das Alter – 92/100.

Ähnliche Probleme wie in Bordeaux herrschten in Burgund, doch wurden auch hier einige sehr schöne, langlebige Weine erzeugt.

Ein Chambolle Musigny von Bourdillat aus dem Keller des Vieux Restaurant Weber in Paris hatte 2005 eine reife, bräunliche Farbe, in der Nase zunächst die (über-)reife Frucht eines älteren Rioja, später kommen leichte Jod-Töne dazu, am Gaumen perfekt balanciert und kein Alter, zeitlos schöner, eleganter Burgunder, erst nach längerer Zeit im Glas kam am Gaumen vermehrt Säure dazu, so ein Wein darf halt nicht ewig offen bleiben. Als "Analysegerät" würde ich einem solchen Wein 94/100 geben, als Weinliebhaber kann ich ihn nur als ein unwiederbringbares, großes Erlebnis bezeichnen, das man mit Punkten nur beleidigen kann. Bereits auf dem Weg in die ewigen Weingründe war 2013 der Côte de Beaune von Albert Brenot, helle, bräunliche Farbe, Soya, Bratensoße, viel flüchtige Säure – 82/100. Ein Gevrey Chambertin von Leon Christophe hatte 2009 immer noch eine sehr überzeugende Farbe und war so süß, so rund so lang, so hocharomatisch mit viel Kaffee und Mokka, ein Weinriese wie von einem anderen Stern – 98/100. Eher grenzwertig war 2009 ein Santenay von Guichard-Potheret & Fils. Helle, sehr reife Farbe, in der Nase sehr käsig, am Gaumen mit deutlicher schon Richtung Essig gehender Säure. Ein Corton von Jacquevimot war 2013 mit reifem, dichtem Braun rustikal in der Anmutung mit allerdings schöner Süße – 83/100. Ein Hospice de Beaune Savigny Vergelesses von Morin hatte 2009 eine irre Farbe und dazu eine absolut geile Nase mit reifen Himbeeren und Kirschen, dazu reichlich Tabak und eine feine Süße, drehte auch am Gaumen auf und wurde immer fülliger, spannender, süßer und länger – 95/100. 2021 war da immer noch so schöne, klare Frucht, soviel Kraft, gute Säure und eine formidable Struktur, dazu wunderbare Fülle und generöse Süße. Ein burgundischer Traum war das mit großartiger Länge, hielt sich über Stunden ohne abzubauen im Glas – WT98. Ein hedonistisches, überreif-üppiges, portiges Superteil in 2001 der Chambertin Vandermeulen – 98/100. Filigran, lang, mit toller Beerenfrucht 2001 ein Richebourg Vandermeulen. Der erlebt sicher auch noch seinen 100sten. 2008 tiefdunkle Farbe, intensive Kaffee- und Mokkatöne, dezent oxidativ, malzige Süße, alter Balsamico, brachte immer noch reichlich Kraft und Fülle ins Glas – 96/100. 2014 So fein, so elegant, fast filigran, dabei absolut stimmig mit unglaublicher Harmonie, dazu dezenter, feiner Schmelz mit schöner Süße, einfach zeitlos schön, ein schier unsterblicher Riese – WT100. Auch 2016 wieder so kräftig, würzig und vital – WT97. 2021 immer noch ein so ungemein kräftiger, druckvoller Wein mit schier unglaublicher Vitalität, sehr elegant und würzig, voller Harmonie mit der generösen Süße eines perfekt gereiften Burgunders und mit sehr guter Länge – WT98.

Dunkel in der Farbe, wuchtig, kräftig 2014 ein Vosne Romanée Vandermeulen mit malziger Süße und leicht oxidativen Noten. Baute enorm im Glas ais und wurde feiner, runder und gefälliger – WT95.

Faszination verströmte 2009 ein Nuits St. Georges von Leon Christophe. Der hatte zwar eine sehr reife, alte und helle Farbe, aber noch eine sehr feine, delikate Nase und war am Gaumen, gestützt durch eine gute, tragende Säure hoch elegant mit generöser Süße – 92/100.

Immer wieder für Überraschungen gut sein können auch alte Beaujolais. Ein Beaujolais Fleurie in einer deutschen Abfüllung von Reidemeister & Ulrichs hatte 2010 eine sehr dichte, fast ins Schwarze gehende Farbe, ein sehr kraftvoller Wein, intensiv am Gaumen mit malziger Süße – 94/100.

Als großartig und sehr langlebig gilt der Jahrgang auch an der Rhone.

Jahrhundertjahrgang im Elsass. Ein Gewürztraminer Selection Grains Nobles von Klipfel hatte 2006 eine betörende, parfümiert wirkende Nase, ein großes Rosenbeet, in der Nase mehr Süße als am Gaumen, wunderbare Würze, deutliche, sehr angenehme Bitternoten, geht etwas in Richtung Muskat, nicht mehr sehr süß und unglaublich lang am Gaumen. Ein großer Wein, der einfach von der Nase über den Gaumen bis zum Abgang gleichmäßig stark war – 97/100.

Absolut grandios war 1921 für deutsche Süßweine. Es gilt als größtes Jahr des letzten Jahrhunderts.

Nur ein einziges Mal, 1993, durfte ich die legendäre Bernkasteler Doctor TBA von Thanisch probieren, ein Wahnsinnswein, der am Gaumen gar nicht mehr aufhörte. 1995 hatten wir dann zu zehnt noch mal zusammengelegt für eine Probe mit dem "Doctor" als Höhepunkt. Der Verkäufer saß mit am Tisch, er war echt, die Flasche nicht! Leider existieren von diesem wein viele Fälschungen. Die Burgberg feinste Auslese vom Karthäuserhof war 2012 so fein, so elegant, so nachhaltig mit nur ganz dezenter Restsüße, hatte Länge und Fülle, ein Riesling in der Form eines großen, reifen, roten Burgunders – 98/100. Eine Maximin Grünhäuser Herrenberg hochfeine Beerenauslese aus einer Risikoflasche mit 8 cm Schwund hatte 2011 eine sehr dunkle Farbe, Reifetöne, aber immer noch spürbare Kraft, erinnerte etwas an einen Sherry Amontillado, immer noch gute Säure – 91/100. Gut vier Stunden später explodierte der Herrenberg förmlich im Glas, wirkte jünger, druckvoller, ein völlig anderer Wein – 97/100.

2006 eine Hochheimer TBA, mehr Angaben gab es nicht zu diesem Giganten, genaue Lage und Winzer blieben im Dunkeln. Güldene, aber immer noch brilliante Farbe, wunderbare Süße, balanciert durch gute Säure, bittere Orangenmarmelade, irre Länge am Gaumen – 98/100. 2008 hatte ein einfacher Johannisberger Erntebringer Naturwein von den Vereinigten Weingutsbesitzern eine Cognacfarbe und die faszinierende, nussige, leicht süße Nase eines Sherry Amontillado. Am Gaumen war er furztrocken und schon deutlich oxidativ mit einer an Walnüsse erinnernden Bitternote im Abgang - 86/100. Eine Steinberger Edel-Beeren-Auslese von Anheuser&Fehrs mit ihrer brillianten, güldenen Farbe, mit ihrem feinen Süße-/Bitterspiel, mit dem Confit von Zwergorangen und der immer noch guten Säure ging 2011 wie ein perfekter, riesengroßer Sauternes durch, ein Wein wie vom anderen Stern – 100/100. Die Johannisberger Unterhölle Auslese von der Hermann von Mumm´schen Kellerei (2013 auf Schloss Johannisberg neu verkorkt) zeigte 2021 immer noch gute Frucht, Aprikose, dazu eine deutliche Petrolnote, die mit der Zeit verschwand, generöse Süße und gute, balancierende Säure und entwickelte eine schöne Fülle – WT96. Die Rauenthaler Pfaffenberg Auslese von der Gräflich-Eltzschen Kellerei startete 2021 mit einer feinen Honignase, zeigte rauchige Noten, dann kam das torfige eines guten Whiskys, entwickelte im Glas eine generöse Fülle ohne Altersnoten – WT97. Absolute Perfektion und einfach außerirdisch gut 2021 die Erbacher Marcobrunn Goldbeeren Auslese von Schloss Reinhardshausen, die wie eine große TBA auftrat. Ohne Alterstöne, sehr kräftig und nachhaltig mit Karamell, Creme Brulée und intensiver Süße, perfekt balanciert durch immer noch gute Säure, so wunderbar harmonisch mit traumhafter Länge – WT100. Nur die güldene Farbe der Kiedricher Berg Auslese Wachstum Dr. Weil zeigte 2016 das Alter dieses faszinierenden Weines, ein balancierter Traum mit erstaunlicher Frische und Leichtigkeit, ein perfekter Marillenlikör mit faszinierender Leichtigkeit – WT100.

Grandios 1995 eine Nackenheimer Rothenberg TBA der Hessischen Staatsdomaine, kräftige, dunkle Farbe, besaß noch schöne Säure und feine Süße, minutenlanger Abgang – 98/100. 2001 dann eine sehr schöne Niersteiner Hipping Riesling TBA vom Weingut Schmidt aus Rheinhessen mit noch erstaunlich heller Farbe – 91/100.

Ein Wachenheimer Königswingert von einer Weingroßhandlung Karl Eberhardt aus Dresden mit etwa 10 cm Schwund hatte 2021 die Farbe und Aromatik eines älteren Colheita Ports, kräuterig mit intensiver Säure und etwas Restsüße. Doch statt entgültig abzubauen legte der sogar noch zu, vielleicht ein letztes Aufbäumen, entwickelte eine feine Karamellnote und war noch erstaunlich gut zu trinken – WT86.

Gut gelagerte 21er Süßweine würde ich bedenkenlos nachkaufen.

Aus Spanien habe ich nur den Vega Sicilia Unico getrunken, im Frühjahr 2001 und dann noch mal im Herbst auf der großen Vega-Probe. Beide Male hat er mich sehr enttäuscht. Einer sensationell dichten Farbe und - in der besseren der beiden Flaschen - leichten Karamellnase - folgten animalische Töne, eine am Gaumen fast untrinkbare Säure, dazu immer mehr Kartoffel und Sauerkraut, schade.

Großes Champagnerjahr mit kleiner Ernte.

Faszination pur 2011 ein Orininal Dry Cuvée de la Victoire von Fred. Leroux. Von den Reben, die die Bombardements zwischen 1914 und 1918 überlebt hatten, hieß es auf dem Rückenetikett. Klar war das hier inzwischen mehr Wein als Champagner mit tiefem Goldgelb. Begann mit einem leichten Stinker in der Nase, der aber rasch verflog, sehr elegant, cremige Textur, so balanciert und harmonisch, entwickelte sich enorm im Glas und zeigte immer neue Facetten, sehr lang am Gaumen – 97/100. Eine weitere Flasche 2013 immer noch erstaunlich lebendig, tiefe, aber klare Farbe, vom einstigen Mousseux nur noch ein Hauch am Gaumen spürbar, feine Brot-Bitternote, sehr mineralisch, harmonisch und lang im Abgang – 96/100. Bei Moet&Chandon wurde der erste Dom Perignon erzeugt.

Kein Vintage-Port in 1921.