1952

Zu den „vergessenen Jahren“ gehört 1952. Dabei wurden in diesem Jahr teilweise grandiose Weine erzeugt, die meist auch noch preislich ganz ok sind. Ich bin durch gute Weinfreunde aus 52 frühzeitig auf diesen Jahrgang aufmerksam geworden und greife bei guten Flaschen auch kleinerer Gewächse immer noch gerne zu.

Nach perfektem Wetter in Frühjahr und Sommer sah in Bordeaux alles nach einem Superjahr aus. Doch leider wurde es im September sehr kalt. Die Folge sind ziemlich tanninreiche, oft auch spröde Weine im Medoc, mit einigen sehr löblichen Ausnahmen. Deutlich besser sah es da in St. Emilion und Pomerol aus, wo der größte Teil der Ernte noch eingebracht werden konnte, bevor der kühle Septemberregen sich auswirkte.

Einfach nur trübe und grausam war 1994 ein Calon Ségur aus der Magnum. Ich notierte damals: so muß recycelter Wein schmecken, die Reste aus 12 schlechten Flaschen zusammengekippt. Eine schöne Nase hatte auch Cos d´Estournel 2006 in einer belgischen Händlerabfüllung von Léon Moncourrier. Am Gaumen wirkte er rustikal und säuerlich, zerfiel langsam – 70/100. Sehr gut aber 2010 in einer französischen Barrière-Abfüllung, da stimmten Farbe, Kraft und Struktur, generöse Süße und der Duft von Bittermandeln, toller Stoff und noch längst nicht am Ende – 93/100. 2016 mit genialer Kaffeenase, der eher herbe Gaumen kam da nicht mit – WT92. Montrose war 2010 schlank und kräuterig – 86/100.

Immer noch sehr schön war im Herbst 2004 Grand Puy Lacoste. Mandelaromen, karamellig, finessig-elegant, irre aromatisch und überhaupt nicht alt wirkend, nur in der Farbe Reife anzeigend, baut allerdings im Glas nicht aus und entwickelt mit der Zeit in der Nase leichte Schärfe. Sollte in den nächsten Jahren getrunken werden – 93/100. Lafite Rothschild war zuletzt 2011 immer noch passabel trinkbar, ein großer Pilzteller mit etwas Tabak, hell in der Farbe, dünn am Gaumen und kurz im Abgang, dürfte deutlich über den Höhepunkt hinaus sein – 83/100. Eine Latour Magnum hatte 1996 eine kräftige Farbe, Tabaknase, war noch sehr jung, kräftig, gute Zukunft - 92/100. 2006 wieder ein klassischer Latour mit noch verdammt junger Farbe und der typischen, leicht bitteren Walnuß-Aromatik – 94/100. Meine bisher beste Flasche 2016 Latours mit erstaunlich frischer, pikanter Frucht, mit der Latour-typischen Walnuss-Aromatik, mit guter Struktur und Länge. Da besteht in dieser Form keine Eile – WT96. Auch 2017 ein kräftiger, maskuliner Latour mit deutlichem Resttannin – WT94. Von Lynch Bages hatte 1988 eine ziemlich bräunlich, traumhafte Nase, aber am Gaumen sehr kurz, leicht und dünn – 78/100. Zuletzt 2008 aus einer Händlerabfüllung sehr würzig und recht gut trinkbar - 83/100. Überraschend gut 2009 der Mouton Rothschild, der sich in der gesamten Anmutung, nicht nur in der Fabe, noch sehr jung und vital darstellte. Sehr gute Frucht, enorm druckvolle Armatik, toller Abgang und insgesamt einfach Mouton-sexy – WT95. Zeigte sich 2016 so präsent mit superber Frucht und feiner Minze und reiht sich nahtlos in die großen Moutons des letzten Jahrhunderts ein – WT97. Noch sehr jung wirkte 1994 Ein Pichon Baron, der sich gut im Glas entwickelte, allerdings auf insgesamt eher mäßigem Niveau – 86/100. Deutlich besser 10 Jahre später im Herbst 2004, mit feiner karamelliger Süße, viel Kraft und Gewicht und noch etliche Jahre ein Genuß - 91/100. Zuletzt 2013 in perfektem Zustand – WT94. Noch einen Tick besser von der "gegenüberliegenden Straßenseite" die Pichon Comtesse. 2001 auf der großen Comtesse-Probe eine schöne Magnum, reif, zeitlos schön – 92/100. Eine weitere Magnum 2002 war geradezu jung und unglaublich fein, viele der Probenteilnehmer wähnten sich in 82 – 95/100. 2008 eine Marie-Jeanne voll überzeugen – 93/100. 2010 aus der Magnum aus der Magnum etwas streng vielleicht die speckige Nase, am Gaumen Kraft, Cabernet-Würze, immer noch gutes Tanningerüst und schöne Länge am Gaumen, baute im Glas enorm aus – 93/100. Sehr fein und finessig 2013 auf Danis großer Probe – WT95. Bis auf einen leichten Altfasston war im Juli 2004 auch ein Pontet Canet in einer Cruse-Abfüllung immer noch sehr schön trinkbar und wirkte mit dichter Farbe deutlich jünger - 87/100. Zuletzt 2006 Völlig intakte, brilliante Farbe mit wenig Alter, in der Nase frische Wiesenchampignons und Waldboden. Am Gaumen präsente, aber perfekt integrierte Säure, die diesen Wein nicht nur am Leben erhielt, sondern ihm sogar noch eine erstaunliche Frische verlieh – 90/100.

Gruaud Larose in einer belgischen Abfüllung von Lafitte hatte 2010 eine einfach geile Nase mit viel Kaffee, Mokka und dunklen Karamellen. Der Gaumen kam da nicht ganz mit, etwas schlanker, aber auch mit schöner Säure und immer noch voll da – 93/100. 2013 mit herrlicher Kaffeenase, aber auch mit strammer Säure – 90/100. 2014 auf René Gabriels großer probe schlichtweg ein Traum und der schönste Wein des ersten Abends. Schon die leicht portige Nase mit viel Kaffee machte an, am Gaumen dann sehr balanciert, aber auch mit enormem, aromatischem Druck und sehr guter Länge – WT96. Leoville las Cases war 2004 noch so jung, so dicht, so aromatisch, ganz toller Wein, der als knackiger 80er durchging - 94/100. Talbot startete 2015 aus der Magnum etwas verhalten, baute aber enorm aus, wurde eleganter und entwickelte feinen, süßen Schmelz – WT92.

Sicher immer noch eine Suche wert ist Cantemerle. 2009 hatte der in einer Cruse-Abfüllung noch eine dichte, junge Farbe und wäre ohne den deutlichen Fehlton sicher ein 90+/100 Wein gewesen. Reif, aber sehr präsent und aromatisch 2009 ein Chasse Spleen in einer Barrière-Abfüllung, der sich mit seinen feinen Kaffeearomen noch einige Jahre auf diesem Niveau halten könnte – 91/100.

Als großer Pinot ging 2010 Ferrière durch. Ein großartiger, hocharomatischer, sehr eleganter Wein, enorm druckvoll am Gaumen, dabei sehr komplex und lang, erinnerte an den legendären 47er des Gutes – 94/100. Margaux war 2007 etwas flach, leicht säuerlich und ziemlich langweilig und nichts sagend – 83/100. Palmer war 1996 harmonisch, reif, lediglich im Abgang etwas dünn – 91/100. Hatte 2010 in einer Mähler-Besse Abfüllung nicht nur eine sensationelle, dichte Farbe, sondern auch eine sehr druckvolle Aromatik, wäre ohne den leichten Kork sicher ein 94/100 Riese gewesen. 2013 auf Elke Dreschers Palmer-Probe sensationelle Nase, mit der der etwas bockige, von hoher Säure geprägte Gaumen nicht mit kam – WT92. Sehr überzeugend 2002 eine gut 30 Jahre jünger wirkende Rausan Ségla Magnum – 94/100. So groß müssen die modernen Rausans erst mal wieder werden.

Auf hohem Niveau wirkte 2016 der sehr elegante Haut Brion etwas harmlos, aber auch sehr stimmig mit feinem Schmelz – WT95. Ausgerechnet auf Willi Krählings großer La Mission-Probe 1998 war La Mission Haut Brion aus der Magnum mit relativ helle Farbe ein simpler Stoff mit wenig Generösität und ziemlich harten Tanninen, zarte Süße – 85/100. Das muss aber ein Ausreißer gewesen sein, denn drei danach getrunkene 1tel waren jeweils tadellos. 1999 Powerfarbe, Dichte, klassische Graves-Nase, irrer Stoff mit Reserven für 20+ Jahre – 97/100. 2002 war die Chateau-Abfüllung tollen Flight mit Vandermeulen und ebenfalls belgischer Thienpoint-Abfüllung auf hohem Niveau Sieger, Tienpoint knapp dahinter, VDM war zu Anfang sensationell, baute dann aber leider mit der Zeit ab. 2004 rustikaler als der im Vergleich getrunkene 61er, aber mit allen klassischen La Mission Zutaten, Tabak, Teer, baute im Glas etwas ab - 95/100. Gut 10mal habe ich seit 1992 die Vandermeulen-Abfüllung getrunken, mehrfach im Vergleich zu 55, wobei der dichtere 52er meist der größere von zwei Giganten war. Immer hohe, teils euphorische Bewertungen von 95-100/100. 2009 so süß, so reif, ein erotischer 99/100 Traum mit burgundischer Pracht und Fülle, dabei immer noch kräftig und mit der klassischen Cigarbox-Aromatik. 2011 als Chateauabfüllung ein perfekter, großer, kompletter La Mission, wie er im Buche steht. Die klassische Nase mit Cigarbox, Teer, Tabak, aber auch mit einem Hauch Minze und Eukalyptus, kraftvoll am Gaumen und mit enormer Länge, zeigte Reife, aber kein Alter. Ein Wein, der sich perfekt auch als extrem hochkarätiger Pirat in einer Heitz Martha´s Vineyard Probe machen würde – 98/100. 2012 noch mal eine Vandermeulen-Abfüllung auf WT98 Niveau. 2013 ein Riese mit Tabak, Teer, Cigarbox und viel Minze, quasi eine große Mentholzigarre – 99/100. 2014 Pessac und La Mission pur mit kräftiger, teeriger, mineralischer Nase mit viel Tabak und Cigarbox, enorm kräftiger Auftritt und gewaltige Länge auch am Gaumen – WT98. Hatte 2016 zwar Kraft und Länge, aber auch seltsame Zwiebelnoten, nasser Pappkarton und eine gewisse Strenge. Wirkte zunächst deutlich fehlerhaft, entwickelte sich aber mit viel Luft – WT94. La Tour HautBrion hatte 2000 die klassische Graves-Nase, wirkte wie immer etwas rustikal, aber wunderschön - 92/100. Zuletzt 2013 In einer R&U Abfüllung für die Schaffermahlzeit 1959 extrem dicht die Farbe, ein leichter Stich, Überreife und etwas flüchtige Säure dominierten diesen ansonsten klassischen, etwas rustikalen Pessac – 93/100.

Reif mit heller Farbe, aber immer noch sehr schön zu trinken mit delikater Frucht war 2002 l´Arrosée – 88/100. Viel Zeit und Luft sollte man dem Ausone Vandermeulen geben. Wenn man eine gute Flasche erwischt hat kommt dann kräftiger Wein mit tollem Abgang heraus. Leider gibt es hier auch viele mittelmäßige Flaschen. Die besseren habe ich konstant mit 93-94/100 bewertet. 2009 war das Ausone in seiner besten, klassischen Form. Sehr dichte Farbe, eine gewaltige Statur und immer noch fast unbändige Kraft, ein rustikaler, an ältere Lafleurs erinnernder Brocken mit dem großen Kräutergarten und viel Lakritz im endlosen Abgang – 95/100. Kam 2012 in der großen Vandermeulenprobe mit den anderen Boliden nicht mit – WT93. Canon-la-Gaffelière wirkte 2005 zu Anfang leicht oxidiert und zeigte in der Nase medizinale Töne. Das gab sich jedoch rasch. Auch dieser Wein baute sehr schön im Glas aus und entwickelte sich zu einem komplexen, erstaunlich frischen Wein mit kräftiger Säure. Dabei auch etwas bäuerlich rustikal und sicher noch etliche Jahre haltbar – 91/100. 2008 ein rustikales Kraftpaket mit sehr dichter Farbe, etwas rustikaler Charme, die leicht medizinale Aromatik eines süßen Hustensaftes, hielt sich gut im Glas und baute nicht ab – 92/100. Zuletzt 2011 dicht, portig, kräftig und nicht nur in der irren Farbe noch so jung mit guter, stützender Säure – 92/100. Cheval Blanc habe ich in vier verschiedenen Abfüllungen getrunken. Überragend und Cheval Blanc in Perfektion 2002 die Chateauabfüllung – 96/100. Eine belgische Dalamier-Abfüllung war 1994 zu Anfang pilzig, Waldboden, wirkte überaltert, kam dann aber noch sehr schön – 92/100. Eine Hanapier-Abfüllung hatte 2000 bei Willi Krähling eine superdichte Mörderfarbe, leider war wohl der Korken undicht und damit der Wein hin, perfekte Flaschen davon sollte man suchen! Ein Hammer Wein dann im Herbst 2004 eine Abfüllung von Pol Mairesse, so dicht, so jung, so aromatisch, feine Fruchtsüße, ganz großer Wein – 97/100. 2008 noch so kraftvoll und voll im Saft, kräuterig, lakritzig, hocharomatisch mit fruchtiger Süße und immer noch gewaltigem Potential, ein sehr überzeugender, fast unbändiger Cheval für die nächsten Jahrzehnte – 97/100. 2012 bei Elke Dreschers großer Cheval Probe ein enorm druckvoller, kräftiger Wein mit enormer Länge am Gaumen, natürlich auch hier dieser faszinierende Spagat zwischen Kraft und Eleganz und das unnachahmliche Cheval Blanc Parfüm in der Nase – 97/100. Erstaunlich dicht auch die Farbe des Cheval, der mit seiner Kraft und der immer noch erstaunlichen Frucht sogar die Rolle des jugendlichen Helden spielte, 2012 bei Uwe Bende – 96/100. 2016 kam aus einer Chateauabfüllung einfach Freude ins Glas mit immer noch erstaunlich schöner, rotbeeriger Frucht, mit Kaffee und dunklem Toffee, sehr kraftvoll und lang am Gaumen – WT97. Die dichte Farbe stimmte 2010 bei Magnan-la-Gaffelière in einer belgischen Händlerabfüllung, der Wein war kraftvoll und gut strukturiert, nur hatte er leider Kork. Ein paar Monate später dann eine bessere Flasche, reif, weich, aber nicht alt, sehr aromatisch mit viel Kaffee und Leder in der Nase, am Gaumen mit schöner Süße – 93/100. Pavie hielt 1997 auf einer Krähling-Probe hervorragend in einem Pomerol-Top-Flight mit, sehr würzig, komplex und einfach "rund" - 95/100. Mit Sicherheit keine Ausnahmeflasche, sondern der ganz normale „Pavie-Wahnsinn“ früherer Jahre. Unbedingt suchenswert. Spannend 2012 die Nase aus einer belgischen Händlerabfüllung mit Teer, Tabak und Minze, am Gaumen sehr kräftig, aber nicht ganz auf dem Niveau der Nase – 92/100.

Clinet hatte 1998 auf einer Best Bottle eine sehr dichte, tolle Farbe, irres Konzentrat, leider korkig, müßte ohne Kork eine Granate sein, immer noch deutliche Tannine könnten langes Leben bringen, ohne Kork sicher 95/100. 2002 dominierte er dann in einer perfekten Flasche einen hochklassigen Pomerol-Flight – 97/100. Clos l´Eglise hatte 2000 immer noch tolle Frucht, Preiselbeeren, Blaubeeren, dazu unglaublich dichte und junge Farbe, massig Zukunft, auch hier Gabriels legendärer "sandiger Fluß" - 95/100. Ähnlich im Herbst 2004 in einer Hanapier-Abfüllung, so eine dichte, junge Farbe, soviel Kraft, schöne Süße, immer noch tolle Frucht, aber auch kräftige Säure. Ein sehr präsenter, überzeugender Wein mit sicher noch 10-15 Jahren Zukunft. Alte Clos l´Eglise aus der Zeit bis 1955 sind eine sichere Bank – 95/100. Hinter Clos du Commandeur Vandermeulen versteckt sich das heutige Croix de Gay. Ein toller Geheimtipp, seit 1993 gut ein Dutzend Mal getrunken. 1998 wieder perfekt mit brillianter, klarer Farbe, betörender Nase und viel Druck am Gaumen, das Zeug scheint ewig zu leben – 94/100. 2002 feine Süße, ganz groß – 95/100. Zuletzt 2012 wirkte er sehr trocken, fast etwas staubig und erinnerte in seiner rustikalen Art an einen alten Barolo klassischer Machart, gute Säure und generöse Süße, wurde mit Luft im Glas immer gefälliger und baute deutlich aus. Sicher noch ein Wein mit Potential – 92/100. Conseillante hatte 1997 in einer Eschenauer-Abfüllung eine sehr helle Farbe ohne Brauntöne, feine burgundische Süße, war sehr lang und komplex, keinerlei Alterston, ein Riese - 97/100. Auch als Vandermeulen-Abfüllung war er 2002 feinduftig, elegant, exotisch, groß – 96/100. Unterschiedliche Erfahrungen habe ich mit l´Evangile gemacht, beide Male aus Eschenauer-Flaschen. 1997 dichte Farbe, aber spürbares Alter, über Höhepunkt drüber, Säure fängt an, Oberhand zu gewinnen - 91/100. 2002 traumhaft schöner Pomerol ohne Schwächen und Runzeln – 94/100. Durchaus auf Petrus-Niveau bewegte sich 2012 der La Fleur Petrus. Der war reif mit generösem, weichem Schmelz, wunderbarer Süße und immer aromatischem Druck am Gaumen, dazu gute Säure und entsprechende Struktur – 95/100. Groß, unbekannt und wenn man Glück hat auch noch preiswert ist Gazin. Hielt 1997 gut mit 52 Petrus mit, sehr schöne Süße und Komplexität - 94/100. 1998 wirkte auf einer Best Bottle eine miese ms-Flasche erstaunlich jung und war schokoladig-lecker, dabei wie ein großer Vieux Certan eher etwas Cabernet-betont, in guten Flschen sicher noch 10+ Jahre Potential, wurde blind auf Wein aus 70ern oder 80ern geschätzt – 93/100. Zwei weitere, sehr überzeugende Flaschen auf 94/100 Niveau 2002 und 2003. Lafleur in einer belgischen Händlerabfüllung hatte 2012 nicht die Kraft anderer Jahrgänge dieser Periode, überzeugte aber durch eine feine, kräuterige Süße – 95/100. Le Gay in einer belgischen Cannière-Abfüllung hatte 2005 eine dichte Farbe, wirkte zu Anfang wie kräftiger, älterer Rhone-Wein, Kaffee, massig Bitterschokolade, etwas kurz am Gaumen zwar, aber insgesamt ein Hochgenuß - 93/100. 2012 war das ein perfekter Lafleur Zwilling für Schlaue(gilt übrigens für viele Le Gay Jahrgänge), mit Struktur, Länge, Süße, karamellisierten Kräutern und einem enormen Tiefgang – 97/100. Nenin brillierte 2012 nur zu Anfang und tauchte dann ganz schnell ab. Groß in 52 ist auch Petrus. Meine erste Begegnung mit diesem Wein war 1993 auf der Petrus-Probe in der Wachau. Eine echte Sensation für den Jahrgang und besser als 50, explosives Bouquet, lang, üppig – 95/100. Eine Top-Flasche 1997 bei Willi Krähling, dichte Farbe, kaum Alter, wunderschön würzig, komplex und lang – 99/100. Ein Jahr später die Zwillingsflasche, toller, dichter Stoff mit schöner Länge – 96/100. Zuletzt 2004 auf einer Probe wunderbarer, perfekt gereifter Petrus mit feiner Süße - 96/100. Bei guten Flaschen mit einwandfreier Herkunft würde ich hier nicht zögern. Petrus mach sicher noch 10+ Jahre Spaß. In jedem Fall würde ich hier die Chateauabfüllung der Vandermeulen-Variante vorziehen. Letztere konnte mit der Chateauabfüllung nie mithalten, in den letzten 10 Jahren gut 10mal getrunken und immer mit 92-93/100 bewertet. 2005 auf René Gabriels großer Petrus Probe, wo der Wein deutlich zeigte, dass er sich auf dem Abstieg befindet. Beide Flaschen schon sehr reif mit leichten Oxidationstönen, malziger Süße, aber auch leichtem Essigstich – 92/100. Die bisher beste Vandermeulen-Flasche 2012 auf einer großen Probe – WT96. Darüber hinaus existieren noch weitere belgische Händlerabfüllungen, erkennbar am Original Petrus-Etikett ohne den Zusatz „mise en bouteille aux Chateau“. Eine solche habe ich 1999 bei Willi Krähling getrunken, der Wein des Abends und sicher auf der Höhe der Chateauabfüllungen – 97/100. 2014 noch mal Petrus Vandermeulen, immer noch feine Frucht, Zedernholz, Minze und am Gaumen schönen Schmelz, aber der Druck früherer Jahre fehlte – WT92. 2017 trüb die Farbe, oxidativ die Nase, bäumte sich am Gaumen etwas auf und entwickelte etwas Süße, aber das reichte nicht – WT90. Ein wunderschön gereifter, weicher und sehr aromatischer Merlot war 1998 und 2002 auch Vieux Chateau Certan - 94/100. Absolut grandios 2005 auf der Vieux-Probe, sehr dichte Farbe, massig Schokolade, Mokkatöne und Kaffee, dazu etwas Lakritze. Entwickelte mit der Zeit eine karamellige Süße. sicher auf dem Höhepunkt – 98/100. 2011 bei Uwe Bende traumhaft schmelzige Nase, an de rich stundenlang riechen könnte, immer noch gute, kirschige Frucht, am Gaumen, der mit der Nase leider nicht mit kam, kräftige Säure – 93/100.

Wie ein blutjunger Domaine de Chevalier aus den 90ern wirkte 2016 der wunderbare Laville Haut Brion. Das war Sauvignon Blanc pur mit viel Hollunder, einfach nur schön und sehr beeindruckend - WT94.

In Sauternes wurde nur relativ wenig Wein erzeugt. Hier hatte Hagel fürchterlich in den Weinbergen gewütet. Ein d´Yquem wurde wie schon in 51 nicht produziert.

In Burgund konnte nach ebenfalls perfektem Sommer trotz des deutlich zu kühlen Septembers eine gute Ernte eingebracht werden. Die Weine sind kräftig, gut strukturiert und langlebig.

Sehr würzig, ausdrucksstark mit kraftvollem Auftritt, enormer Länge und der verschwenderischen Süße eines großen, reifen Burgunders 2017 der Richebourg von Bichot – WT98. Ein Pommard von Boillot hatte 2011 2mal eine reife, helle Farbe, eine betörende Nase, immer noch mit schöner Frucht, und war am Gaumen seidig, elegant, weich mit Kaffee und generöser Süße – 92/100. Ganz nett und gefällig, reif mit schöner Süße und Kaffeenoten 2014 der Volnay von Boillot – WT91. Der Chambertin Clos de Bèze von Chanson, flirtete 2014 mit der Perfektion. Ein großer, hoch aromatischer, den Gaumen voll auskleidender Burgunder, einfach Chambertin pur mit der ganzen Pracht und Fülle, sehr druckvoller, vielschichtiger Aromatik und dazu mit unendlichem Abgang – WT99. Leider ist mir jetzt schon etliche Jahre der Richebourg von DRC nicht mehr untergekommen. Was für ein Wein! 1994 die Kraft und die Herrlichkeit, ganz großer Wein, sehr lang, der Star des Abends, hat noch reichlich Frucht, dezente Süße – 97/100. 1995 Burgund in Perfektion, da stimmt von der Nase über den Gaumen bis zum Abgang einfach alles, noch viel Reserven – 97/100. 1996 dann bei Willi Krähling aus seinem Geburtsjahr eine perfekte Magnum, wunderschöne Süße, Kaffee, aber auch kräftige Säure, wird mit der Zeit weicher und dem 47er Chambertin immer ähnlicher – 96/100. Alternativ dazu bietet sich eine englische Richebourg- Abfüllung der Wine Society an, war in 1995 erst leicht korkig in der Nase, verschwand mit der Zeit, Langstreckenläufer, der mit der Zeit immer besser wurde – 90/100, sensationell gut 2007 in der Zwillingsflasche, so fruchtig, so komplex und tiefgründig, sehr dicht, dabei aber fast mit ätherischer Eleganz, kraftvoll, füllig und sehr finessig zugleich, das war Burgund vom Allerfeinsten – 98/100. Sehr skeptisch machte 2010 die dunkle, alte, leicht trübe Farbe des Nuits St. Georges von Faiveley, reif auch die Nase mit viel Kaffee, Mokka, Schokolade und Malaga, am Gaumen eine wunderschöne, generöse Süße. Natürlich gehörte der dringend getrunken, haben wir ja auch gemacht. Und so bekamen wir ein durchaus faszinierendes Altweinerlebnis ins Glas – 92/100. Deutlich höhere Bewertungen hätte 2014 der wunderbar fruchtige, stimmige, elegante Gevrey Chambertin Clos de la Justice Henry&Fils bekommen, wäre da nicht diese unsaubere Nase gewesen – WT91. Ein Hospice de Beaune Clos des Avaux war im Mai 2004 erst gezehrt mit deutlichen Maggitönen, entwickelte sich aber zunehmend im viel zu kleinen Probenglas, reifer Pinot, sicher etwas über Höhepunkt weg - 85/100. Betörend und mit viel Tiefgang 2006 und 2007 in Genf die Nase eines Chambertin von Louis Latour, so frisch, so pikant und delikat mit nur ganz dezenten Reifetönen in der brillianten Farbe, Himbeere, Kirsche, Waldboden, ganz feine Süße. So elegant und spannend, jeder Schluck machte einfach Lust auf den nächsten. Dagegen sind viele Burgunder aus den 80ern bereits müde Greise – 96/100. Selbst aus der halben Flasche war der 2017 unglaublich gut und noch so frisch mit burgundischer Pracht und Fülle, mit feiner Süße und immer noch intaktem Tanningerüst – WT97. Noch erstaunlich kräftig war 1995 ein Clos Vougeot Tête de Cuvée von Leymarie trotz lausigen Füllstands, baute im Glas nicht ab, sondern wurde immer schöner. Viel Säure, pikante Frucht und eine gute Struktur hatte 2015 der Clos Vougeot von Madesclaire, der auf hohem Niveau startete, aber mit der Zeit doch abbaute – WT90. Noch voll da 2018 ein Pommard in einer R&U Abfüllung aus der halben, bei der nur ein leichter Fehler des Gesamteindruck trübte – WT89. Auch ein Chambertin von Armand Rousseau war 2007 ein großer, kraftvoller Burgunder „aus der guten, alten Zeit“ mit komplexer Nase, würzig, erdig, Tee, massig Kaffee, am Gaumen Kraft und Fülle mit wunderbarem Abgang. Wirkte in sich stimmiger und mit deutlich mehr Potential als sein 33 Jahre jüngeres Gegenstück aus gleichem Hause – 94/100. 2015 aus einer weiteren, perfekten Flasche schlichtweg atemberaubend, die Pracht und die Fülle eines großen Chambertin mit der typischen Handschrift und der unglaublichen Finesse von Armand Rousseau – WT98. Reichlich gefährlich lebte 2014 der Pommard Clos des Vergers Vandermeulen, dessen sehr dichte Farbe mögliche Oxidation andeutete. Aber die war kaum spürbar, stattdessen pralle, rotbeerige Frucht enorme Kraft und Länge und eine sehr präsente Säure, die dem wein Frische verlieh – WT95.

Auch kräftige, langlebige Weißweine mit guter Statur wurden 1952 in Burgund produziert. Da könnte sich immer noch etwas Trinkbares finden Lassen.

Als erstaunlich langlebig erweisen sich Vandermeulen Meursaults, auch aus 1952. Sehr überzeugend 1996 mit schöner Pastice-Nase – 92/100. 2002 güldene Farbe, tolle Nase, am Gaumen erst etwas kurz und bitter, kam dann sehr gut zum Tunfisch – 89/100. Tiefgülden 2010 die Farbe des Chablis von Grivelet, in der Nase Crême Brulée und Karamell, der Gaumen furztrocken, gezehrt und oxidiert. Den Gaumen und das Trinken konnte man vergessen, die faszinierende Nase hatte sicher 91/100 Niveau.

Sehr gut alternde Weine wurden 1952 an der Rhone erzeugt.

Côte Rotie vom Allerfeinsten, noch so unglaublich frisch, so kräftig, vielschichtig und nachhaltig 2015 der schlichtweg atemberaubende Côte Rotie Les Jumelles von Jaboulet Ainé – WT98. Der Hermitage von Jaboulet-Ainé hatte 2023 zwar eine reife Farbe, war aber noch so voller Leben und baute unglaublich im Glas aus. Feine Frucht, Kräuter, etwas speckig mit erdiger Mineralität, dabei so elegant und balanciert mit feinem Schmelz und guter Säure – WT97.

2002 noch so ungemein kräftig ein Chateauneuf-du-Pape von Chapoutier – 93/100. Ebenfalls von Chapoutier war angeblich der Berry Brothers Hermitage, von dem ich 1994 und 1995 zwei sehr schöne, finessige 94+/100 Flaschen getrunken habe. Sehr fein und elegant 2006 ein Chateauneuf-du-Pape Chateau de la Gardine, trüffelig und mit der unnachahmlichen Würze älterer Chateauneufs. Auch hier wunderbare Länge am Gaumen – 96/100. 2013 sehr würzig, minzig mit feiner Süße, Kraft und Länge – 94/100. 2019 Reif die Nase, jodig mit Tabak ohne Ende, am Gaumen feiner, burgundischer Schmelz mit generöser Süße, Lakritz und Kräuter, so unglaublich stimmig und sehr lang im Abgang – WT97. Ein Traumburgunder aus Chateauneuf war 2016 der hoch elegante Chateauneuf-du-Pape von Jaboulet Ainé mit generösem Schmelz, nicht weit von der Qualität des legendären 47ers entfernt – WT97. Der Chateauneuf-du-Pape Grand Rosace von Patriarche war 2011 auf hohem Niveau weich, rund sehr gefällig mit immer noch kräftiger Farbe – 94/100. Sehr gut gelungen 2008 auch ein Chateauneuf-du-Pape von R&U, noch lange nicht am Ende, mit viel Mokka und feiner Süße – 94/100. Weich, süß, reif war 2011 ein Chateauneuf-du-Pape von Rebourseau-Philippon, mit viel Schmelz und feiner generöser Süße, aber auch kräftiger Säure, die diesen Wein frisch hielt – 94/100.

Reif war 2016 die Bernkasteler Bratenhöfchen Spätlese von JJ Prüm, aber immer noch vital und ohne Alterstöne, dafür etwas Zuckerrübensyrup und gute Säure – WT91.

Perfekt gereift aber noch lange nicht am Ende 2002 ein Borgogno Barolo Riserva – 90/100. 2015 beim Paulson Dinner noch so präsent und jung, auch in der Farbe, mit superber Frucht, Rosenblättern und teeriger Mineralität, dass man den Jahrgang fast nicht glauben konnte – WT95.

1952 gilt für Rioja als großes Jahr. Bei meiner Raritätenprobe 2002 konnten wir uns davon anhand eines traumhaften Dreierflights mit Berberana Gran Reserva, CVNE Vina Real Reserva Especial und Marques de Murrietta Castillo YGAY überzeugen. Alle drei perfekt gereifte Riojas im klassischen, alten Stil, noch mehrfach nachverkostet und konstant mit 92-94/100 bewertet. Der Ygay war 2011 würzig, süß, füllig mit guter Säure, die ihm noch Frische verlieh – 94/100. Der immer noch jung wirkende YGAY zuletzt 2014 ein kraftvoll auftretender Wein, sehr würzig mit schöner Süße, dem die hohe Säure Frische verlieh – WT94.Trotz heller, voll intakter Farbe noch recht jung wirkte 2011 der Marques de Murrieta Gran Reserva, ein pikanter Wein mit schöner Frucht, hoher Säure, feiner Süße und sicher guter Lebenserwartung - 92/100. 2005 ließ wieder die Vina Real Reserva Especial von CVNE zwar etwas die Komplexität eines großen Bordeaux vermissen. Aber was für ein Wahnsinnsteil! Die große Hedonistenoper mit toller Süße. Spaß ohne Ende und kein bisschen müde – 95/100. 2006 Ein seidig-eleganter Gaumenschmeichler mit tollem Rückrat und Standvermögen – 94/100. 2011 wieder zeitlos schön auf 95/100 Niveau. 2015 ein kompletter, wunderbarer Wein mit guter Frucht, aromatischem Druck, aber auch schmeichlerischer Eleganz – WT95. Auch die Berbarana Gran Reserva habe ich Ende 2006 wieder getrunken, hier war es vor allem die hohe Säure, die den Wein jung erhielt, aber auch etwas schlank wirken ließ. Süße, rotbeerige Frucht, komplex mit viel Präzision, sicher noch Potential für ein paar weitere Jahrzehnte – 93/100. Zuletzt 2011 war das ein großer Rioja mit brillianter, voll intakter Farbe, wunderbarer Frucht, und dabei immer noch so frisch – 95/100. Auf René Gabriels großer Spanien-Probe 2007 war die Berberana Cosecha Especial ein wunderbarer Wein mit burgundischer Fülle, viel Finesse und feiner Süße - 93/100. Erste Reifetöne hatte 2012 die Berberana Gran Reserva in der recht hellen Farbe, schokoladige Lindt-Nase mit viel Kaffee, am Gaumen immer noch kräftig, aber auch leicht austrocknend – 93/100. Deutlich besser 2013, noch so jung wirkend, filigran, tänzelnd mit wunderschöner Frucht, würzig, sehr lang am Gaumen – 95/100. 2015 einfach stimmig und sehr gefällig mit recht heller, aber intakter Farbe, mit schöner Frucht, feinem, leicht schokoladigem Schmelz und geradezu tänzerischer Eleganz – WT94. Völlig daneben hingegen auf dieser Probe die Marques de Riscal Reserva, einfach ein schlechter Wein – 77/100. Sehr enttäuschend Vega Sicilia Unico. Auf der großen Unico-Probe 2001 waren beide Flaschen säuerlicher Schrott, der weh am Gaumen tat.

Sehr langlebige, kräftige Champagner gab es in 1952. Da lohnt die Suche immer noch.

Dom Perignon in einer originalen, nicht frisch degorgierten Flasche war 2002 immer noch sehr schön zu trinken und hatte immer noch etwas Mousseux – 92/100. 1997 ein Moet & Chandon, kräftige Farbe, schönes Mousseux, etwas Aprikose, aber auch Holz, Stroh, leichte Edelfirne, erstaunlich frisch, wenn bloß dieser Kartonton nicht wäre - 88/100. Ein Pol Roger hatte 1998 eine dunkel Farbe, kein Mousseux, aber leichtes Prickeln am Gaumen, Bauernbrotkruste, Karamell, Crême Brulée, wurde zum Essen sehr schön – 87/100. Ein Teil wurde dann aufgegossen mit neuem Roederer und wurde natürlich prickelnder, aber der interessante, dichte Geschmack ging verloren. Für mich ist das Aufgießen alter Champagner mit jungem eine Unsitte. Da trinke ich lieber beide separat. Sehr interessant 1997 auch ein Remi Rafflin Brut 1er Cru, güldene Farbe, deutlich älter als 52 Moet, aber auch fülliger, süßer, intensiver, mit Pflaume und im Abgang Karamelltöne, malzig - 90/100.