Mai 2014

Trink in den Mai

Traditionell wird ja wohl immer rund um den bunten Maibaum in den Mai getanzt. Aber Maibaum hatten wir keinen, das D´Vine ist eine Vinothek und kein Tanzschuppen und der gute Toni Askitis ist Sommelier und kein Tanzlehrer. Also haben wir stattdessen fröhlich in den Mai getrunken.

Und da wir nicht nur eine fröhliche Runde waren, sondern auch eine mit kompetenten Gaumen, haben wir zuerst eine kleine Arrivage-Probe der aktuellen Monteverro Weine gemacht.

Als Bordeauxwinzer kann man einfach nur neidisch werden wenn man sieht, wie hier im südlichsten Zipfel der Maremma mit unglaublicher Konstanz ein großer Jahrgang nach dem anderen produziert wird. Kennen die da kein schlechtes Wetter? Erst dieser irre 2008er als üppiger Erstlingsjahrgang, dann die eleganteren 2009er, gefolgt von großen 2010ern, und jetzt die im Vorfeld hoch gelobten 2011er. Also rein damit ins Glas.

Gestartet haben wir aber mit einem ganz jungen Jahrgang. Der 2013 Vermentino di Monteverro ist ein animierender, fröhlicher Sommerwein mit der Frische eines jungen Rieslings, aber statt Aprikose/Pfirsich mit Pinke Grapefruit. Macht verdammt viel Spaß und ist alles andere als simpel – WT87.

Und dann dieser gewaltige 2011 Monteverro Chardonnay. Kraft ohne Ende, aber auch enormer Tiefgang, viel Holz, das er noch etwas verdauen muss. Aber nach der Erfahrung mit den Vorgängerjahren braucht dieser Wein einfach noch etwas Flaschenreife. Hier wächst in jedem Fall wieder ein faszinierender Gigant heran, der in 1-2 Jahren sicher mindestens 2-3 Punkte über den heutigen WT93+ liegen dürfte. Im Glas daneben ein Pirat, den ich für einen gut gemachten, kalifornischen Chardonnay europäischer Stilrichtung hielt. Weilt gefehlt, es war der perfekte Pirat für jede Burgunderprobe schlechthin und einer meiner Lieblingsweine, ein 2007 Malterer von Huber. Immer noch sehr jung mit für 2007 erstaunlich guter Struktur und Säure, frische Biskuitrolle, ein Hauch Vanille, exotische Früchte und geröstete Mandeln, nur dezent spürbares Barrique, Kraft und Fülle, erst ganz am Beginn der Trinkreife – WT93+. Diese Cuvée aus Pinot Blanc und Freisamer macht richtig was her.

Und schon kam ein weiterer Pirat in die Gläser, eine 1992 Hattenheimer Nussbrunnen Auslese von Balthasar Ress. Ein sehr stimmiger, balancierter, eleganter Wein mit cremiger Textur, eher halbtrocken wirkend mit nur noch verhaltener Süße. Ein perfekter Speisebegleiter, den ich gerne mal im Herbst zu einem Hokkaido Kürbis genießen würde – WT92.

Und damit waren wir in der Roten Abteilung. 2012 Verruzzo di Monteverro ist der neue Einstiegswein ins Monteverro-Vergnügen. Ein unkomplizierter, aber auch unspektakulärer, sehr fruchtiger, süßer Saufwein – WT86. Wenn das mal ein „kleiner Terra“ werden soll, muss da sicher noch dran geübt werden. So lag denn auch der 2011 Terra di Monteverro sehr deutlich darüber. Das ist auch in 2011 wieder großes Kino. Ein kräftiger, sehr druckvoller Wein mit reifer, süßer Frucht und der Struktur, die dem Verruzzo fehlt. Ein großer Terra, der 2 Jahre weggelegt gehört und in dieser Zeit noch deutlich zulegen wird – WT92+.

Die erstaunliche Zugänglichkeit des 2011 Monteverro täuschte über die gut verpackten, massiven, aber reifen Tannine hinweg. Trotz seiner Jugend knallte dieser Monteverro richtig am Gaumen mit seiner süßen, dunklen Frucht und der irre druckvollen Aromatik. Sicher kein Wein für Filigrantrinker, dafür pure Freude und enormer Tiefgang im Glas. Dürfte gut altern und über die nächsten Jahre sicher noch deutlich zulegen – WT94+. In der jetzigen, wunderbaren Fruchtphase eigentlich ein perfekter Pirat für eine Probe mit großen 2010er Bordeaux.

Extrem jung, würzig und bissig zeigte sich der 2011 Tinata, der derzeit noch wenig Trinkspaß vermittelt. Das Gut spricht beim Tinata vom „Best ever“, aber bis er meinen derzeitigen Favoriten, den 2009 Tinata (WT95) schlägt, dürften noch ein paar Jahre vergehen.

Und damit wendeten wir uns den reiferen Gewächsen zu. Gleich zu Anfang ein Paukenschlag mit einem schlichtweg perfekten 1949 Nenin. Üppig mit guter Süße, mit viel Kaffee und Bitterschokolade, mit feinem, generösem Schmelz, aber auch noch mit guter Säurestruktur für ein längeres Leben. Alte Nenins sind einfach eine Bank – WT96.


Ein undichter Korken verdarb den sonst sicheren Spaß bei 1955 Troplong Mondot, der aber immer noch mit portiger Süße zeigte, dass da normal mehr geht. Auch mit 1959 Troplong Mondot konnte ich mich diesmal nicht so richtig anfreunden. Der hatte zwar eine brilliante Farbe, den verführerischen Schmelz einer Toffee-/Schokopraline, eine gute Säure, aber auch eine leicht irritierende, deutliche strenge – WT90.

Deutlich jünger wirkte der 1952 Castillo Ygay von Marques de Murietta. Ein kraftvoll auftretender Wein, sehr würzig mit schöner Süße, dem die hohe Säure Frische verlieh – WT94.

Nicht altern will anscheinend der 1982 Lynch Bages, der sich hier zwar als hedonistischer, schmelziger Traum zeigte, aber auch immer noch eine gewaltige Struktur und viel Kraft aufwies. Der hat noch eine lange Zukunft – WT96.

Endlich zeigte der 1994 Dominus mal wieder deutlich mehr. In seiner jugendlichen Fruchtphase lag der öfters fast gleichauf mit 1994 Harlan, verschloss sich aber nach wenigen Jahren. Jetzt schält er sich so langsam wieder aus diesem massiven Tanningerüst heraus. Immer noch ein sehr junger, konzentrierter Wein, aber es geht deutlich aufwärts. Sehr ledrig, hohe Mineralität, dezente, erste Süße und Bitterschokolade, geht als großer, junger Pauillac durch – WT97+. Überrascht hat mich 1999 Monbousquet, der sich für einen 99er unglaublich druckvoll präsentierte, eher wie so eine Art Vorgriff auf 2000. Superdicht mit intensiver, süßer Frucht und gewaltiger Struktur, sehr lang am Gaumen. Da lohnt der unbedingte Nachkauf – WT95. Würzig, dicht, lakritzig und lang, aber auch stückweit verschlossen zeigte sich der 2004 Barbaresco Aisili Riserva von Bruno Giacosa. Da kommt in ein paar Jahren noch deutlich mehr – WT94+.

Und dann war da noch die Überraschung des Abends. Nie wäre ich bei diesem 2002 Chairman´s Reserve von Grace Vineyards auf China gekommen. Der zeigte sich als großer, gelungener Bordeaux. Kein Wunder bei den Europäischen Eignern, dem Rebsortenspiegel von 60% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot und 10% Cabernet Franc, dazu der Ausbau in neuen, französischen Fässern. Ultrarar (wir tranken Flasche # 4435 von nur 6500) und verdammt gut – WT94.

Inzwischen war der Mai gekommen und wir in bester Stimmung. Kein Wunder, bei solch tollen Weinen, alle natürlich aus Gabriel-Gläsern (danke Toni, auch für den perfekten Weinservice) und einem großartigen Menü (danke Christoph).

Im Berens am Kai

Eigentlich sollte das nur ein verspäteter Freitagslunch sein. Aber da einige nette Leute da waren, der Holger einfach genial kochte und sich dazu immer größerer Durst einstellte, wurden eine ganze Reihe spannender Bouteillen entkorkt.

Sehr spannend, eigenständig und vielschichtig der 2006 Alban Viognier Estate mit tiefer Farbe. In der Nase Wildhonig, getrocknete Kräuter und reife, exotische Früchte, am Gaumen enorme Kraft, cremige Textur und langer Abgang – WT93. Wohl dem, der sich eine solche Flasche zu mehreren teilen kann. Bei 16,2% ist sonst ganz schnell Schicht. Nach diesem Monster wirkte der 2011 Clos des Mouches Blanc von Drouhin erst etwas schmalbrüstig mit zuviel Holz und zuwenig Spannung. Doch da war einfach Zeit und Luft gefragt. Baute sehr schön aus, wurde immer eleganter mit feiner Limette und mit nussiger Mineralität, für das uneinheitliche Jahr ein schöner Erfolg mit viel Zukunft – WT91+. Clos des Mouches gehörte Ende der 80er zu meinen Lieblingsburgundern, ließ aber später in der Qualität nach. Inzwischen hat sich sehr viel auf dem Gut getan, nicht nur Biodynamie. Da lohnt es, mal wieder die Nase rein zu stecken. Weiter ging es mit einem 2007 Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de l´Arlot von der Domaine de l´Arlot. Auch der brauchte viel Luft und Zeit zur Entfaltung. Ein sehr eleganter, feiner, weicher Wein, der eher mit Harmonie und leisen Tönen punktete – WT90. Einen qualitativen Quantensprung machten wir dann mit dem ungemein finessigen, würzigen 2009 Gantenbein Chardonnay, der am Tisch für einen großen Meursault Genevrières gehalten wurde – WT95. Sehr selten und schwer zu bekommen ist der Gantenbein Chardonnay, und die wenigen Flaschen werden dann wohl noch meist zu früh getrunken. Das ist jammerschade, denn auch die weißen Gantis profitieren sehr von ein paar Jahren Lagerung. Ziemlich daneben leider mit sehr reifer Farbe, oxidativ und mit viel Bitterstoffen ein 2007 Scharzhofberger von Kesselstatt als Selection Monaise. Das war ein damals in der Gärung bei 10g Restzucker stehehgebliebenes Lot. Hatte leider nichts von der großartigen Frische, die dieser Wein als GG immer noch zeigt. Blutjung als Abschluss der weißen Riege eine 2007 Hochheimer Hölle Goldkapsel von Künstler, wuchtig, kräftig mit hoher Mineralität, sehr präziser Struktur und frischer Säure, ein Wein gemacht für locker 2 weitere Jahrzehnte – WT95+.

Als unzugänglicher Brocken kam der 1990 Chambolle-Musigny 1er Cru Combe d´Orveaux von der Domaine Clavelier Brosson ins Glas. Ein Wein, der wie so viele 90er vor Kraft kaum laufen konnte und sich zumindest in den ersten Stunden im Glas nicht gerade burgundisch präsentierte. Öffnete sich nur zögerlich, noch so junge, tiefe Farbe, Schwarzkirsche, erdige Mineralität – WT90+. Dürfte noch eine lange Zukunft haben und besitzt genügend Substanz um nicht auszutrocknen. Voll da aus einem warmen Jahr war der generöse, sehr offne 2003 Nuits Saint Georges 1er Cru Clos des Forets von der Domaine de l´Arlot, rauchig mit offener, verführerischer Kirschfrucht, die weichen, reifen Tannine gut durch Säure balanciert. Vielleicht war das eine Ausnahmeflasche, aber da kam gewaltige Trinkfreude ins Glas – WT94. Das konnte man vom letzten Wein des Abends, dem 2007 Vosne Romanée Les Suchots von der Domaine de l´Arlot, nicht sagen. Startete sehr animalisch mit viel Tannin und einer ziemlichen Härte am Gaumen, baute gut aus, wurde gefälliger mit schöner Frucht, da könnte noch mehr draus werden – WT89+.

Einfach machen lassen

Es gehört zu meinen Lieblingsrestaurants, dieses Steinheuer in Bad Neuenahr. Für mich gibt es dort eine der besten Küchen der Republik. Und mit Sebastian Bordthäuser gibt es dort einen begnadeten Sommelier, in dessen Hände man sich eigentlich blind begeben kann. Auch bei unserem letzten Besuch zauberte er aus den Tiefen des bestens bestückten Kellers wieder reichlich Überraschungen hervor. Vorgegeben hatten wir Ihm als Thema nur „Weiß, frisch und leicht“. Schließlich wollte unsere Viererrunde diesen ausgedehnten Mittagslunch zwar genießen, aber auch noch fit genug für den späteren Abend bleiben.

Grandios schon der Einstieg, ein „einfacher“ 2013 Riesling QbA von Adam. Glockenklare Frucht, rassige Säure, gute Mineralität, ein wunderbarer Wein, der noch zulegen und sicher 20 Jahre Spaß machen wird – WT90+. Verhalten startete der 2012 Nossa Calcario von Filipa Pato aus Barraida in Portugal im Glas. Ein sehr eleganter, stimmiger Wein, der immer mehr zulegte und feiner, burgundischer und nussiger wurde – WT91. Der war zum ersten Mal in meinem Glas, aber sicher nicht zum letzten Mal. Das galt uneingeschränkt auch für den nächsten Wein. Ich bin nicht der größte Chardonnay-Fan dieser Erde und mit der Weinkarte in der Hand würde ich von den grandiosen Wittmann-Weinen sicher immer nur einen der wunderbaren Rieslinge bestellen. Aber das ist eben spannend daran, wenn man so eine talentierte Weinnase wie Sebastian Bordthäuser einfach machen lässt. Und natürlich kam auch dieser Wein wie alle anderen blind ins Glas. Was konnte das sein? Die erste Nase schickte uns mit erdiger Mineralität an die Rhone, doch dann kam immer mehr reife, exotische Frucht mit feiner Fruchsüße, perfekt balanciert durch sehr gute Säure, saftige Fülle und eine animierende Aromatik. In einem perfekten Trinkstadium befand sich dieser großartige 2009 Chardonnay ‚S’ von Wittmann – WT93. Und auch da setzte der nächste Wein wieder eins drauf. Schlichtweg atemberaubend dieser 2009 Pedra de Guix von Terroir al Limit, der blind als großer, reifer, holzbetonter Chardonnay durchging. Sehr komplex mit enormem Tiefgang und gewaltiger Länge, mineralisch mit feinen Kräuternoten, weißen Früchten und unerhörtem, aromatischem Druck – WT95. Nur 2866 Flaschen gab es davon. Von denen müssen unbedingt noch welche in meinen Keller.

Was für ein Traum danach die eigentlich als Abschluss gedachte 2013 Hofberg Spätlese von Adam. Mit der knackigen, an 96 erinnerden 13er Säure ergibt das hier ein faszinierendes Süße-/Säurespiel, ein sehr finessiger, spannender Wein, schlichtweg ein Traum für die nächsten drei Jahrzehnte – WT93+. Wie perfekt so etwas altern kann zeigte dann die mit dem Chef des Hauses noch genossene 1994 Wehlener Sonnenuhr Auslese von JJ Prüm. Das war einfach die Leichtigkeit des Seins, immer noch taufrisch, sehr finessig und filigran mit unendlicher Eleganz – WT93.

Es muss nicht unbedingt DRC sein

Weltweit heißbegehrt sind die Burgunder von DRC. Entsprechend hoch sind die Preise und natürlich auch die Erwartungen. Wurden die bei unserer Spontanprobe erfüllt?

Im Berens am Kai waren wir verabredet. Einer der Gründe war ein 1976 Romanée St. Vivant von DRC, der dort zu vertretbarem Kurs auf der Karte stand. Dort steht er immer noch. Ein guter Weinfreund brachte ihn kurzerhand aus eigenen Beständen mit, und ich stellte aus meinem Keller Passendes dagegen. Und da wir mal wieder in unserer kleinen Runde nicht alleine waren – am Nachbartisch wurde ebenfalls heftig gezaubert – ergab sich eine heftige, spannende Spontanprobe.

Weiß war als erstes angesagt. Reif und taufrisch zugleich war der beeindruckende 1998 Jesuitengarten GC von Bürklin-Wolf. Der jugendliche Speck war weg und hatte großartige Konturen hinterlassen. Immer noch sehr gute Säure, dazu kalkige Mineralität, die frühere Boytritis nur noch als feiner Honigduft spürbar, gewaltig! – WT95. Das krasse Gegenstück dazu vom Nachbartisch ein 1990 Corton Charlemagne von Faiveley. Tiefe Farbe, gärender, mostiger Apfel, sehr oxidativ, passte deutlich eher in den Blauen Bock als in mein Glas – WT80. Eine ganze Klasse drüber der meist viel zu jung getrunkene 2006 Malterer von Huber, der sich hier reif, weich und mit burgundischer Pracht und Fülle zeigte – WT93. Die hätte ich mir beim 1979 Bienvenue-Batard-Montrachet von Ramonet auch gewünscht. Farbe und sonstige Anmutung waren eigentlich noch jung. Und ohne diesen penetranten Fischöl-Geschmack wäre das auch ein toller wein gewesen, aber Lebertran mochte ich schon früher nicht – WT86.

Auf in die Rote Abteilung. Zu unserer Überraschung bekamen wir jetzt erstmal (vom Nachbartisch, tausend Dank) ein gut gefülltes Glas 1989 Richebourg von DRC. Der wirkte schon verdammt reif, auch in der schon bräunlichen Farbe. In der Nase Unterholz, Waldpilze, feuchter Waldboden, aber auch Backpflaumen, am Gaumen noch erstaunliche Kraft und gute Säure, aber groß? Ich hätte diesen Wein deutlich älter eingeschätzt – WT86. Da war der 1976 Romanée St. Vivant von DRC schon eine andere Liga. Auch hier erstaunlich hell die reife Farbe, ein fleischiger, ein sehr druckvoller Wein mit leicht zitronig wirkender Säure und leichter strenge im Abgang – WT92. Bei beiden Weinen musste man schon intensiv aufs Etikett starren, um auch nur Ansätze von Ehrfurcht zu entwickeln. Das sah beim 1976 La Romanée von Bouchard völlig anders aus, denn das war Burgund vom Allerfeinsten. Sehr dichte, fast altersfreie Farbe, eine Traumnase mit feiner, aber intensiver Kirschfrucht, so elegant, absolut stimmig und harmonisch, seidig mit viel Spiel und unendlicher Länge, da standen auf der Zunge alle Papillen in Habacht, ein Traumburgunder, der um Klassen jünger und besser wirkte als die beiden DRC´s – WT98. Gut, dass wir den hier und jetzt im Glas hatten. Bei der Munichwinecompany war er am nächsten Tag in der Auktion. Der erzielte Preis war astronomisch und das einzige, was er mit den beiden DRC´s gemein hatte. Und dann war da noch ein 1976 Clos de Tart von Mommessin, bei dem man die Klasse nur ahnen konnte, denn hier verdarb ein heftiger Kork das Vergnügen.

Sehr kräftig, kernig, würzig mit erdiger Mineralität und kräftiger Säure der 2009 Meursault Charmes von Matrot – WT93. Eine herbe Enttäuschung der 1989 Marthinsthaler Rödchen Riesling Auslese trocken von J.B. Becker. Tiefe Farbe, die Nase erinnerte mit Orangen-Bittermarmelade entfernt an einen ‚Y’, am Gaumen einfach nur anstrengend – WT84. Damit lag er immer noch deutlich über einem 1990 Wallufer Walkenberg Spätburgunder Weißherbst Auslese trocken von J.B. Becker, der nur noch entfernt an alte Zeiten erinnerte – WT80.

Elegant und finessig mit feiner Himbeernase, am Gaumen mit guter Frucht und Fülle der 2010 Chambolle Musigny von der Domaine Arlaud – WT90. So etwas wird im Berens am Kai glasweise ausgeschenkt! Große Überraschung dann der 2009 Corton Clos des Cortons von Faiveley mit traumhafter, jugendlicher Frucht, Himbeere, Erdbeere mit schöner Fruchsüße, enorme Kraft und Länge am Gaumen und viel Tiefgang, aber auch feiner Schmelz, jetzt in dieser jugendlichen Fruchphase einfach geil und süffig, ein Wein mit enormer Zukunft – WT95.

Faszinierend finde ich immer wieder die Rotweine von Pöckl aus Österreich. So dieser sehr rare und entsprechend teure 2003 Pöckl Cabernet Sauvignon mit reifer, süßer Frucht, Blaubeere und Brombeere, kräftige, aber reife, süße Tannine und unglaublicher Schmelz am Gaumen. Wirkt im besten Sinne kalifornisch und ist sicher nichts für Puristen, dafür aber für Hedonisten – WT94.

Zwei große Weine begleiteten uns dann noch in den Abend. Mit dem 2010 Gantenbein Chardonnay kam ein faszinierender, würziger Meursault mit präzisen Konturen ins Glas – WT95. Und ein schmelziger, burgundischer Traum in Rot war mal wieder dieser 2009 Ganternbein Pinot Noir – WT95. Komplettiert wurde dieses Trio von einer eigentlich noch viel zu jungen 2012 Scharzhofberger Spätlese von Egon Müller mit süßer Frucht, hoher Mineralität und viel Spannung – WT93+.