Mai 2023

Auf der Terrasse des Prinzinger und bei gelegentlichen Schauern unter dem großen Schirm feierten wir mit Freunden den 1. Mai und plünderten die Weinkarte. Den Anfang machte ein 2018 Frühlingsplätzchen GG von Schäfer-Fröhlich, pikant, schlank, mit glockenklarer Frucht und mit feiner Mineralität – WT94+. Deutlich mehr Kraft und Fülle zeigte das 2018 Dorsheimer Goldloch GG von Diel, das sich jetzt mehr öffnet und ebenfalls noch zulegen könnte – WT94+. Der 2016 Barolo Sori Ginestra von Conterno Fantino zeigte sich muskulös und sehr kräftig, noch sehr jung mit feiner, rotbeeriger Frucht, Lakritz und schöner Fülle, dazu teeriger Mineralität, aber auch strammem Tanningerüst – WT95+. Da kommt noch deutlich mehr. Traumhaft schön, sehr elegant und balanciert mit burgundischen Konturen der betörende 2016 Domaine de Chevalier – WT96. Erstaunliche Reife und Zugänglichkeit zeigte mit Eleganz und guter Struktur der 2019 Saint-Pierre aus St. Julien – WT93. Ein faszinierendes Kraftbündel, sehr präzise mit dunkler, pflaumiger Frucht und sehr würzig war in allererster Reife mit feiner Röstnote der 2019 Paleo von Le Macchiole, der deutlich zeigte welches Potential Cabernet Franc auch in der Toskana hat. Sollte perfekt über 20-30 Jahre altern und zulegen – WT96+. Wunderschöner Abschluss unserer Terrassen Session der perfekt gereifte 2013 Terra di Monteverro mit dunkler Frucht, wohldosierter Fülle und den Kräutern der Macchia – WT93.

So geht Vatertag. Nein, nicht mit dem Bollerwagen und diesen Möchtegern Vätern. Den Tag habe ich mit der Familie verbracht und genossen. Aber am Abend gab es dann noch nach schnellem Griff in den Keller eine feine, kleine und sehr spontane Probe bei und mit unseren Freunden vom Passion du Vin. Gleich zu Anfang der noch so taufrische Wein des Abends dieser atemberaubende, immer noch so frische, komplexe 2002 Deidesheimer Grainhübel Spätlese trocken von Deinhard, ein Prachtstück mit brillantem, tiefem Goldgelb, mit prächtiger Fülle, aber auch guter Säure, Zitrusfrüchten und Karamell, das mit der salzigen Mineralität zu Salzkaramell wurde mit ganz feinem Schmelz. Kein Alter zeigte dieser Wein, kein Petrol, er war einfach nur supergut, glockenklar und schlichtweg genial. Das war Pfalz vom Feinsten und erinnerte an den perfekten 2002 Idig, der im letzten Jahr auf meiner Raritätenprobe brillierte - WT98. Vor vier Jahren habe ich diesen Wein als Ebay Schnäppchen für kleines Geld erworben. Schade, dass das eine Einzelflasche war und nicht eine ganze Kiste. Qualitativ kaum dahinter war das rassige, sehr mineralische 2008 Hermannshöhle GG von Dönnhoff, ein großer Wein aus kühlem Jahr, der sich jetzt erst richtig öffnet und noch eine lange Zukunft haben dürfte - WT97. Beide passten perfekt zu Meusers geilem Pfannkuchen mit Spargel. Und da ich der einzige „echte“ Vater am Tisch war, gönnte ich mir dann aus einer perfekten Flasche (bn) mit lausigem Etikett diesen so fein schmelzigen, deutlich jünger wirkenden 1950 Chateau de Sales aus Pomerol aus meinem Geburtsjahr. Reif, aber dicht die Farbe, top die erstaunliche Frische und die feine, rotbeerige Frucht, viel Himbeere, dazu gute Säure und die schöne Länge dieses so balanciert und harmonisch wirkenden Weines (locker WT96 für den Buchhalter, locker deutlich mehr für die Liebe zu so einem so perfekt gereiften Wein). Zeigte wieder deutlich, was für ein großes Jahr 1950 in Pomerol und St. Emilion war. Mit einem klassischen, noch so jung wirkendem Old School California, dem 1984 Chateau Montelena ging es weiter. Der hatte eine dichte, junge Farbe, Schwarze Johannisbeere mit viel Minze, gute Säure und eine genialer Struktur mit erstaunlichem Tanningerüst - WT96. Der 1997 Pahlmeyer Proprietary Red aus diesem opulenten Kalifornienjahr war noch erstaunlich frisch und zeigte eine cremige Fülle mit süßer Cassisfrucht, aber auch eine tolle Struktur und schöne Eleganz – WT97. Gefiel mir deutlich besser als der zum Abschluss getrunkene deutlich dickere, aber nicht so elegante 2005 Pahlmeyer, dessen Flasche leer fast so viel wog, wie alle anderen zusammen – WT95.